Hevea brasiliensis
Der Hevea brasiliensis (Kautschukbaum) wächst im Amazonasgebiet Südamerikas wie Brasilien, Venezuela, Ecuador, Kolumbien, Peru und Bolivien.
Sein bekanntestes Merkmal ist die milchig-weiße Flüssigkeit, bekannt als Latex. Der Baum wird ca. 100 bis 130 Fuß hoch (30 – 45 Meter) und kann bis zu 100 Jahre alt werden. Auf Plantagen kann er einen Stammdurchmesser von 35 cm erreichen.
Im Alter von etwa 6 Jahren fängt der Baum an Latex zu produzieren. Latex wird oft als der Saft des Hevea Baumes beschrieben. Das ist eigentlich so nicht korrekt.
Die Latexmilch läuft in den Kanälen, die sich in einer Schicht unmittelbar außerhalb des Kambiums befinden. Das Kambium lässt den Baum wachsen. Sollte diese dünne Schicht, sie ist mit bloßem Auge kaum zu erkennen, zerstört werden, wird der Baum mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr normal weiter wachsen und so auch kein Latex mehr produzieren.

Schaut man sich die Rinde unter einem Mikroskop an, sieht man verschiedene Schichten. Eine von diesen Schichten enthält kleine Kanäle, diese werden Lactiferous (Milch führend) genannt, da sie das Latex enthalten. Diese Schicht befindet sich neben dem Kambium.

Um nun an das Latex zukommen, wird die Rinde im 45° Grad Winkel eingeschnitten. Die Öffnungsschnitte sind schmale Rillen, welche in die äußere Rinde geschnitten werden. Es ist wichtig, dass die Tiefe der Rille über die gesamte Länge genau gleich ist. Wenn der Arbeiter (Tapper) einen Fehler macht und zu tief schneidet kann es passieren, dass das Kambium verletzt wird. In diesem Fall sollten die nächsten drei oder vier flachen Schnitte nicht unmittelbar unterhalb der Wunde angesetzt werden, damit so dem Baum genug Platz und Rinde gegeben ist, um sich zu regenerieren.

Es empfiehlt sich die Schnitte leicht nach innen geneigt zu setzen, um eine geeignete Laufbahn zu schaffen, damit das Latex besser abfließen kann. Der Schnitt sollte bis zu 1,5 Millimeter vom Kambium entfernt sein. Das Latex fließt nun entlang des Schnittes den Kanal hinunter und durch die Rinne, welche zuvor eingebaut wurde, läuft es in den sogenannten Latexbecher. Nach gut 4 Stunden ist der Becher voll und wird entleert.
Die Bäume werden im Morgengrauen, so früh wie möglich angeschnitten, um so viel wie möglich zu ernten. Werden die Schnitte erst später am Tag gemacht, erntet man bis zu ein drittel weniger Latexmlich. Nach zwei Tagen wird ein Streifen Rinde unterhalb des Schnittes gelöst, um neuen Latex zu gewinnen. So gehen die Arbeiter weiter vor, bis sie am Fuß des Baumes angekommen sind. Danach wechseln sie auf die andere Seite. Wird ein Kautschukbaum sorgfältig behandelt, liefert er Latex bis er 40 Jahre alt ist.
Latex wurde bereits von den Ureinwohnern Mittel- und Südamerikas (Olmeken, Azteken und Maya) verwendet. Um ca. 1745 kam das Material nach Europa. Die wohl ersten Kleidungsstücke aus Latex wurden um 1820 in Schottland hergestellt. Erst nach der Erfindung der Vulkanisierung durch Charles Goodyear im Jahre 1839 konnte man Latex in dauerhaftes Gummi verwandeln. Bis zum späten 19. Jahrhundert wurde Latex, unter Zugabe fester Bestandteile, in England als Dichtungsmittel für Holzschiffe verwendet. Die Indianer nannten die Pflanze auch „ca-hu-chu“, was so viel wie „weinendes Holz“ bedeutet.